Elektro-Autos: hilft eine Gefahrenkennzeichnung?

Was ist eigentlich das Problem?

Das Thema Elektromobilität gelangt immer häufiger in den Fokus der Feuerwehr. Bislang sind in Deutschland Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr deutlich in der Minderheit. Jedoch erfahren gerade Hybridfahrzeuge immer mehr Zuspruch.

Energiespeicher (Batterie) in einem Fahrzeug

Dies macht auch vor der Feuerwehr nicht halt. Die Relevanz für das Einsatzgeschehen wird zunehmen, aber auch die eigene Ausstattung könnte sich wandeln.

Immer häufiger wird von Einsätzen berichtet, bei denen beteiligte Elektrofahrzeuge besondere Herausforderungen für die Feuerwehrkräfte darstellten. Ein aktueller Artikel berichtet zum Beispiel über Probleme bei der Bergung eines Elektro-Jaguars.

Dieser Bericht formuliert jedoch, wie auch viele andere Pressemeldungen zu diesen Themen, kein konkretes Problem der Feuerwehr. Wesentliche Herausforderung war, dass keine Rettungskarte verfügbar war. Somit wären Energiespeicher und eventuell spannungsführende Leitungen und Teile nicht einfach zu orten.

Sind Rettungskarten die Lösung?

Doch helfen die Rettungskarten, oder auch Rettungsdatenblätter genannt, uns weiter? Es wird immer die Herausforderung bleiben, dass zunächst das Fahrzeugmodell eindeutig bestimmt werden muss. Diskussionen über Verknüpfung von Kennzeichen mit Datenbanken und ähnliches sind schon einige Jahre alt, ohne eine eindeutige Verbesserung gebracht zu haben.

Bei einer deutlichen Verformung der Karosserie ist häufig sowohl die Zuordnung des Fahrzeugtyps schwierig, aber auch die Erkenntnisse aus Rettungskarten sind dann, vor allem hinsichtlich spannungsführender Teile, nicht zwingend verlässlich.

Was wird nun gefordert?

Feuerwehren in Mitteldeutschland fordern eine Kennzeichnungspflicht für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Aktuell berichtet der MDR darüber. Konkret wird eine deutliche Erkennbarkeit ähnlich wie bei Gefahrstofftransporten gefordert. Dadurch soll eine Gefahr nicht nur für Einsatzkräfte minimiert werden, auch Ersthelfer bei Verkehrsunfällen sollen so die möglichen Gefahren besser erkennen können.

Neben der Gefahr durch die Elektrizität wird auch eine Explosionsgefahr, in Bezug auf die Batterien, genannt.

Was bedeutet das für aktuelle Einsätze?

Aktuell bedeutet das nach wie vor, dass eine intensive Erkundung wichtig ist. Dabei kann zum Beispiel die AUTO-Merkregel helfen. Bei Verkehrsunfällen werden alternative Antriebstechniken immer relevanter. Zur Erkundung bei Einsätzen der Technischen Hilfeleistung kann die AUTO-Regel helfen:

  • Austretende Betriebsstoffe
  • Unterboden erkunden
  • Tankdeckel öffnen
  • Oberfläche absuchen

Einige Elektrofahrzeuge können über das Kennzeichen mit dem Ergänzungsbuchstaben „E“ erkannt werden. Jedoch kann es auch Fahrzeuge geben, die nicht so zuzuordnen sind.

Die Elektrofahrzeuge sind in der Regel so konstruiert, dass die Stromzufuhr sowohl beim Ausschalten des Fahrzeugs als auch beim Auslösen von Sicherheitssystemen, zum Beispiel von Airbags, getrennt wird.

Die Hochvolt-Batterien werden möglichst in crahsgeschützte Bereiche eingebaut. Die Hochvolt-Kabel sind orange gekennzeichnet, sodass eine schnelle Erkennbarkeit möglich ist.

Somit ist in den allermeisten Fällen kein grundsätzlich anderes Vorgehen bei einem Verkehrsunfall erforderlich wie bei einem Fahrzeug mit herkömmlichem Antrieb. Auch da sollte beispielsweise vermieden werden, in den Energiespeicher (= Kraftstofftank) oder in die Energieleitungen (= Kraftstoffleitungen) zu schneiden.

Bei einem Brand des Energiespeichers bzw. bei einem sogenannten thermal runaway sind spezifische Maßnahmen gefragt, zum Beispiel das Kühlen der Akkus mit größerem Wassereinsatz.

Was sollte möglichst nicht passieren?

Es wird der Tag kommen, wo aufgrund Unklarheiten, vielleicht sogar Unwissenheit, bei einem Verkehrsunfall nur eingeschränkt Hilfe geleistet wird. Vielleicht passt der Vergleich zu Photovoltaikanlagen, wo es auch nicht lange dauerte bis zu den ersten Presseberichten, dass Häuser kontrolliert abbrennen mussten.

Alle Feuerwehren sind gut beraten, die Aus- und Fortbildung auf Elektrofahrzeuge auszurichten. Und auch die Öffentlichkeitsarbeit kann das Thema aufgreifen, um potenzielle Ersthelfer zielorientiert zu informieren. Aktuell besteht die Öffentlichkeitsarbeit (unserer Wahrnehmung nach) eher darin, Ängste vor einer möglichen Gefahr tief in den Köpfen zu verankern.

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