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Wohnen wird immer teurer – was bedeutet das für die Feuerwehr?

Wohnen wird immer teurer - was bedeutet das für die Feuerwehren?

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Viele gesellschaftliche Themen der aktuellen Zeit haben bei genauerem Hinsehen einen relevanten Bezug zum deutschen Feuerwehrsystem. Im Rahmen unserer Serie Feuerwehr der Zukunft beleuchten wir einige Aspekte und wagen einen Ausblick.

Wohnen wird immer teurer

Sowohl die Preise für Immobilien als auch für Mietwohnungen und -häuser kennen in den vergangenen Jahren nur eine Entwicklungsrichtung: nach oben.

Mieten mit Quadratmeterpreisen von mehr als 20 € sind in einzelnen Städten schon nichts besonderes mehr. Doch nicht nur in den Metropolen steigen die Ausgaben für das Wohnen, auch in kleineren Kommunen kann sich nicht mehr jeder das Wohnen leisten.


Verbraucherpreisindex für Deutschland insgesamt und für ausgewählte Produkte, Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, Lizenz: cc by-nc-nd/3.0/de/

Vor allem die Politik diskutiert verschiedene Möglichkeiten, um steuern in diese Entwicklung einzugreifen und einen weiteren Preisanstieg zu bremsen oder gar zu verhindern.

Doch aktuell ist völlig unklar, ob zum Beispiel eine Verschärfung der Mietpreisbremse oder eine Vergemeinschaftung vorhandener Wohnungen realistisch und auch wirksam sind.

Wohnen im Zentrum ist nicht mehr für alle möglich

Die steigenden Preise sind das Ergebnis von einer unterschiedlichen Angebots- und Nachfrage-Verteilung. Vor allem zentrale Bereiche erfreuen sich allgemein großer Beliebtheit.

Häufig hört man in diesem Kontext die Aussage, dass ja auch nicht jeder unbedingt im Stadtzentrum wohnen muss. Sollen halt die dort wohnen, die es sich leisten können und wollen.

Dies entspricht grundsätzlich unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Doch sind die mittel- und langfristigen Auswirkungen dieser Prozesse auf beispielsweise das deutsche Feuerwehrsystem von immenser Bedeutung.

Negative Auswirkungen rücken in den Fokus

Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat in einem Interview mit der Zeit folgende Aussage getroffen: „Wenn Sekretärinnen, Polizeibeamte oder Feuerwehrleute nicht mehr dort wohnen können, dann funktionieren unsere Städte nicht mehr“ (DIE ZEIT Nr. 16/2019).

Diese Beschreibung des Problems ist schön prägnant: das System funktioniert dann nicht mehr.

Das Feuerwehrsystem in ganz Deutschland erfordert die zeitnahe Verfügbarkeit von Freiwilligen Feuerwehrkräften. Auch in Städten mit hauptamtlichen Wachen oder Berufsfeuerwehren ist eine Unterstützung oder Ergänzung mit ehrenamtlichen Einsatzkräften erforderlich.

Ähnliche Entwicklung wie bei Arbeitsplätzen

In den vergangenen Jahren konnte man bereits eine erste große „Revolution“ im Feuerwehrsystem feststellen: die Arbeitsplätze vieler Feuerwehrangehöriger entwickelten sich weg aus den Kommunen. Auspendlerquoten von 60 %, 70 % oder sogar noch mehr sind in Städten und Gemeinden keine Seltenheit mehr. Das heißt dass in machen Feuerwehren nur noch jeder Vierte oder Fünfte Montag bis Freitag tagsüber für Einsätze (zeitnah) verfügbar ist.

Eine ähnliche Entwicklung könnte jetzt in Bezug auf die Wohnorte bevorstehen. Die allgemeinen gesellschaftlichen Prozesse machen vor Feuerwehrkräften leider nicht halt.

Immer häufiger werden Wehrleute ihre Einheit verlassen müssen, weil sie vor Ort keinen passenden Wohnraum finden. Dann stellt sich natürlich die Frage: kann man dann nicht die neuen Einwohner für den Feuerwehrdienst gewinnen? Wir kennen keine belastbaren Auswertungen oder Statistiken dazu, aber der Eindruck ist vielerorts vergleichbar: der Ersatz ist, wenn überhaupt, nur zu kleinen Teilen möglich.

Kommunale Unterstützung möglich?

Die Frage ist, was können Kommunen unternehmen, um auch zukünftig leistungsfähige Feuerwehrstrukturen zu erhalten. Es gibt bereits einige Beispiele für kommunalen Wohnraum, der nur an Feuerwehrkräfte vermietet wird. Die Preisentwicklung dieser Wohnungen kann direkt durch die Städten und Gemeinden gesteuert werden.

Im Allgemeinen ist der kommunale Wohnraum in den vergangenen Jahren jedoch immer weniger geworden. Und es bleibt fraglich, ob der Handlungsdruck aktuell schon hoch genug ist, um für ein Umdenken zu sorgen.

Doch nicht nur Politik und Verwaltung sind gefragt. Letztendlich können alle Haus- und Grundbesitzer immer dann, wenn sie neu vermieten oder verkaufen wollen, etwas für ihre und unsere eigene Sicherheit tun.